Ban Nong Waeng – wie alles begann.

In der Nähe von Roi Et, selbst eine kleine Provinzstadt im Nordosten Thailands, liegt das Dörfchen Ban Nong Waeng. Benannt ist es nach dem Dorfweiher, dem Nong Waeng, in welchem die Mönche des Dorfes Fische züchten, um den Einheimischen zu ermöglichen, ihre kargen Mahlzeiten mit frischem Fisch aufzubessern. Das Leben ist einfach. Es gibt im Jahre 1954 dort weder Strom noch fliessendes Wasser. Trinkwasser musste aus einem der drei vorhandenen sauberen Brunnen geholt werden, Brauchwasser sammelte man in Tonkrügen. Toiletten gibt es nur in wenigen Häusern, alle anderen müssen einfach in den Garten.

Die Häuser waren aus Holz gebaut, auf Stelzen, damit man unter dem Haus noch Platz hat. Entweder für die Wasserbüffel, oder für die Ziegen, oder für die Schweine oder als Lagerplatz. Deswegen waren die Häuser auch oft mit Gerüchen angefüllt, aber die war man halt gewöhnt. Altersversorgung in unserem bekannten Sinne gab es dort nicht. Dafür hatten die meisten Familien viele Kinder, und die sorgten später für die Alten, denn auch Altenheime gab es nicht. Zumindest nicht für Ban Nong Waeng.

Es geschah am 1. August 1954, als eben in diesem Dörfchen ein Mädchen geboren wurde, 9 Geschwister warteten schon auf sie. Die Mutter war Yom Jantamongkol, der Vater Nu Jantamongkol, und so hiess das Mädchen ebenfalls Jantamongkol und man gab ihr den Vornamen Pour. Der war viel wichtiger als der Familienname, denn in Thailand werden die Vornamen benutzt, um jemanden anzusprechen, und das Telefonbuch ist nach Vornamen geordnet.

Und noch ein wichtiger Teil des Namens ist der „tschu len“, der Nickname oder wörtlich der Spielname, unter dem die Person später nur noch gerufen wird. Dieses Kind also wuchs zuhause auf, ging in die Dorfschule und war, wie alle, auch im Schulalter schon eine Hilfe im Haushalt und auf den Feldern.

Gerade die Feldarbeit war wichtig, denn es war die Einnahmequelle für ein wenig Geld. Angebaut wurde Reis vor der Regenzeit, nach der Reisernte Tabak. Die Felder mussten gepflegt werden, und das machten die Menschen, keine Maschinen.

Die Arbeit begann bei Sonnenaufgang und endete mit dem Sonnenuntergang, also bei nahezu Tag- und Nachtgleiche morgens um 6 Uhr bis abends 18 Uhr. Die älteren Geschwister hatten bald eigene Familie und somit eigene Häuser, einige waren ins Nachbardorf gezogen. Die konnte man ja nur nach Sonnenuntergang besuchen und dann nur bei Vollmond, denn ohne Strassenbeleuchtung fand man sonst den Weg nicht. Wert gelegt wurde also in erster Linie auf die Beschaffung von Nahrung.

All hat mir viel aus dieser Kindheit erzählt. Sie konnte auch Zeit mit den Dorfkindern verbringen, gespielt wurde mit Bällen, man liess abends Drachen steigen, und der Spielort war meist der Hof des Wat.

Überhaupt das Wat. Es gibt es so gut wie in jedem Dorf, ist sowohl religiöser Mittelpunkt als auch Versammlungsort und Schule für mittellose Kinder. Manchmal dient es auch als Schlafplatz für Wanderarbeiter oder Besucher des Dorfes.

Der Abt ist einer der einflussreichen Einwohner neben dem Gam Nan, dem Ortsvorsteher. In Ban Nong Waeng war er auch Erzieher, Ratgeber, Aufseher über den Dorfweiher und die Fischzucht.

Er war der erste, der über alles informiert war, denn jeder von ausserhalb suchte zuerst das Wat auf und verkündete dort alle Neuigkeiten. Nicht aus aller Welt, aber aus den Nachbardörfern und der Stadt Roi Et.

Weiter kam nur selten jemand,und All war mit sieben Jahren das erste Mal in Roi Et.

Alls Mama
All bereitet das Frühstück
Mein Refugium