Unübersetzbares, Sinnloses aber Nützliches

Dieses Kapitel muss ohne Aussprachehilfe auskommen. Aber du hast inzwischen so viel Hilfe bekommen, dass du das schaffst. Zunächst will ich dir mit einer Anekdote ein Beispiel geben, wie auch die deutsche Sprache ihre Tücken hat.

1963 besuchte der amerikanische Präsident J.F. Kennedy Deutschland, sprach den berühmten Satz „Ich bin ein Berliner“ und traf natürlich mit Konrad Adenauer zusammen, Deutscher Bundeskanzler. Adenauer soll später einmal gefragt worden sein: „Kennen Sie die beiden bedeutendsten Staatsmänner der Welt?“ Seine Antwort ist die Anekdote, denn sie könnte nach der deutschen Aussprache phonetisch so gelautet haben:
Ja, ich kenne die, also eine Bejahung der Frage, aber nicht die Antwort mit zwei Namen.

Sie könnte aber auch gelautet haben:
Ja, ich, Kennedy, also in der Reihenfolge ich, Konrad Adenauer und dann J.F. Kennedy.

Unübersetzbares, Sinnloses aber Nützliches

Was soll das, fragst du Dich ? Sinnlose oder unübersetzbare Wörter gehören nicht in eine Sprache.Aber du kennst das aus dem Deutschen nicht genauso ?

Was heißt “ach” ? Was heißt “Ja mei” ? Warum beschwerst du dich mit “Igitt” oder “du liebe Güte” ??

Wenn du einige der folgenden Wörter richtig benutzt, wird man dich für einen wirklichen Sprachkünstler halten. Überhaupt solltest du nie Angst haben, etwas falsch auszusprechen. Wenn du deine Sprachkenntnisse nach erstem vorsichtigem Abtasten und immer mit einem Lächeln verbunden vorbringst, wirst du nie jemanden unhöflich oder beleidigend ansprechen.

Diese Worte dienen oft nur dazu, einen Satz abzurunden, ihn weicher oder gefühlvoller klingen zu lassen.

1. log
es macht nichtsmei ben rai log
ich will nichtphom mei ao log
2. si:
Komm hereinmaa kang nai log
komm setz dichmaa nang si:
3. gødai
wann immer du willstmœarai gødai
wieviel immer du willsttaorai gødai
4. proht, garuna, noi, tii
gib mir bitte Wasserproht køh nahm noi
odergaruna køh nahm noi
oderproht garuna køh nahm noi
oderproht køh nahm tii
oder ganz vollständigproht koh nahm dœm noi
bitte sprich langsamproht puut chaa noi
5. tschuäi
bitte gib mir Wassertschuäi ao nahm maa hai phom noi
Bitte, kannst du mir das Gepäck tragen?tschuäi phom yok grabau tie
6. na, na dja
bitte gib mir Wasserkøh nahm noi na dja
geh doch mit mirbai duegan noi na dja
7. luäi
ich gehe spazieren (irgendwo)bai dœn len, bai luäi luäi
etwa auf die Frage
wohin gehst du?bai nai?
irgendwohin, weiß nichtbai luäi luäi
8. Phlao (bhao)
Was machst du?phlao (bhao)
Was sagst du?phlao (bhao)
Wie bitte?phlao (bhao)
es heißt nichts, bedeutet nichts,wirklich nichts
9. chöi chöi
Was machst du?khun tam arai?
Ich sitze hierphom nang tiinii
Und was machst du dabei?khun tam arai nang?
Ich sitze nur hiernang chöi chöi
Was macht er wirklich?Eben nichts, garnichts.
10. wa
Ich weiß, was ich sagephom ru: wa phom puut arai
du weißt nicht was du tustkhun mei ru: wa khun tam arai

Zu 3. gødai
Du siehst, die wörtliche Übersetzung eines ganzen Satzes ist hier wirklich sinnlos. Willst du sagen: fahr etwas langsamer oder fahr besser langsamer heißt das „kap rot chaa chaa gødai“.

Zu 4. proht, garuna, noi, tii
vollständig deshalb, weil dœm eben trinken heißt. also die vollständige Bitte: gib mir Wasser zum Trinken bitte (und nicht etwa zum Händewaschen).

Es sind Wörter, die eine besondere Höflichkeit ausdrücken, in diesem Falle will man ja auch etwas haben. Man möchte Wasser zum trinken, und wenn man das mit dem deutschen vergleicht würde des etwa heißen: “Bitte seien Sie so freundlich und geben mir bitte etwas Wasser zum trinken”. Für uns klingt das übertrieben, die Thais sind sich nie zu schade, diese besonderen Höflichkeitsformeln zu verwenden. Das könnte für manchen von uns wirklich als Beispiel dienen.

Zu 5. tschuäi
im Sinne von “bitte” heißt es gewöhnlich “helfen”, obwohl es das Wort “bitte” eigentlich nicht gibt.

Zu 8 phlao, (bhao)
Ein wirklich sinnloses Wort, denn „Nichtstun“ heißt ja eigentlich „mai dai tam arai“

Zu 10 wa
Ein reines Verbindungswort zwischen Haupt- und Nebensatz.

Klar ist es schwierig, diese kleinen Feinheiten der Sprache zu behalten und zu beherrschen. Hier hilft nur, wie während des gesamten Lernvorganges, das genaue Hinhören, das Üben, das Nachsprechen – und vor allem das Anwenden.

Was glaubst Du, wer von den Thais eher akzeptiert, ja liebevoll angenommen wird: der, der sich bemüht, seine Sprachkenntnisse anzuwenden, sich dabei verhaspelt, falsch ausdrückt, immer dabei lächelt, es aber ernst meint, oder der, der im perfekten Englisch den nur kauderwelschenden Thais seine Wünsche preisgibt bzw. – noch schlimmer – ohne Sprachkenntnisse versucht, mit Deutsch und Gebärdensprache zum Ziel zu kommen ?

Du weißt ja, ich meine hier nicht den, der geschäftlich verhandeln muß, sondern den Reisenden oder Traveller, der bei allem auch seinen Spaß haben möchte, seinen “sanuk”. Puh…sanuk – aber da kommen wir später noch darauf zurück.

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