Eine Diagnose

Es ist ein Morgen wie viele Morgen zuvor. Seit mehreren Tagen plagt mich, daß ich nicht zur Toilette kann. Ich kann schon zur Toilette, aber ich habe keinen Stuhlgang. Mein Bauch blähte sich richtig auf. Mama begleitet mich zum Hausarzt, zu dem auch sie immer geht. Er verschreibt mir Abführmittel und gibt mir Ratschläge für das Eßverhalten. Aber – wenns nicht besser wird, sofort wiederkommen. Es wird nicht besser, und er schickt mich gleich ins Krankenhaus, in den Kemperhof. Dort werde ich untersucht, und auch dort gibt man mir neben guten Ratschlägen etwas Medizin. Und ich soll wiederkommen, wenns nicht besser wird.

Es wird nicht besser, es setzen Schmerzen ein. Mein Papa fährt abends mit mir nochmals in den Kemperhof. Dort existiert ein Ärztenotfalldienst e.V., der außerhalb der gewöhnlichen Praxiszeiten von Hausärzten tätig wird, also nachts und an Wochenenden.

Mein Vater macht klar, daß er auf einer weiteren gründlichen Untersuchung besteht und darauf, daß ich stationär aufgenommen werde. Im Verlauf der Untersuchung wird mir schlecht, und ich muß mich übergeben. Die Ärztin bemerkt, daß es kein normales Übergeben ist und kümmert sich dann auch sofort darum, daß ich im Krankenhaus ein Zimmer bekomme. Und sie organisiert eine Maschine, ein Untersuchungsgerät für eine Computertomographie, die sofort durchgeführt wird.

Während der Nacht geht es mir sehr schlecht, und am nächsten Morgen werde ich bereits um 9 Uhr operiert. Man muß mir einen Teil des Darms entfernen, aber davon hat man ja wohl genügend, damit man den auch wieder zusammennähen kann. Mama und Papa kommen mich natürlich gleich besuchen, und man eröffnet uns, daß man Gewebeproben zur Untersuchung geschickt hat. Ich verstehe, daß Ärzte auch sicher gehen wollen, und so warten wir geduldig auf den dritten Tag nach der Operation.

Ich kann bereits wieder aufstehen, ja ich soll sogar, und ich soll auch ein wenig umhergehen, anfangs mit Unterstützung durch eine Schwester, später dann schon alleine.

Und dann, es ist der 17. Februar 2012, bittet der Stationsarzt zum Gespräch. Er erklärt, was passiert war, der Darm hat so etwas wie einen Knoten gekriegt, man sagt dazu auch Darmverschluß. Und dann kommt er auf die Ursache zu sprechen.

Dieser Augenblick verändert alles. Er verändert mein Leben, er verändert das Leben meiner Familie. Er verändert meine Gegenwart und verändert meine Zukunft.

Ich habe Krebs.

Aber er macht mir, macht uns Hoffnung auf Heilung.