Auch Thailand hat seine Behörden
Nach unserem Hauskauf in Korat vor zwei Jahren (Anm.: also 2005) müssen die Einträge im Tabian Ban gemacht werden. Das ist wie in Deutschland mit einem oder mehreren Behördengängen verbunden.
Bereits im Vorfeld versuchen wir, alles das zu besorgen, was für diesen Verwaltungsakt notwendig sein könnte. Nun haben wir in der Vergangenheit mit unseren Behörden in Thailand wenig Kontakt gepflegt und müssen quasi bei Adam und Eva anfangen. Meine Frau und meine Tochter sind noch in Roi Et gemeldet, beide haben keinen gültigen thailändischen Personalausweis, was bei meiner Tochter verständlich ist, denn sie hat ja einen deutschen Pass und Ausweis. All dagegen hat sich nie bemüht, den Personalausweis auf dem Laufenden zu halten.
Der Beginn unseres Unterfangens muss also sein, den Ortswechsel von Roi Et nach Korat zu bewerkstelligen. Wir nehmen zunächst das Tabian Ban aus Korat mit auf die Reise nach Roi Et. Dort müssen wir Zeugen auftreiben sowie den Ortsbürgermeister, und diese müssen uns zum örtlichen Amt begleiten, damit sie dort den bisherigen Status bestätigen. Irgendwie ist meine Frau da guter Dinge, und sie erzählt mir dann auf der Fahrt, was uns erwarten wird.
Zunächst hat sie bereits mit Ajahn Ned telefoniert, einem Lehrer aus der Schule in Ban Nong Waeng, mit dem wir seit Urzeiten befreundet sind. Er wiederum bereitet unseren Behördenbesuch vor und kümmert sich auch um die weiteren Zeugen. Sie werden bestätigen müssen, dass All auch sie selbst ist und Mi ihre Tochter. Dann benötigen wir keine weiteren Papiere. Angekommen gilt unser erster Besuch natürlich der Familie, die aus dem in unserem dortigen Haus wohnenden Bruder, einer Nichte (schon wieder eine andere) und den beiden noch lebenden Schwestern von All besteht. Und hier werden wir irgendwie fündig, der neue Ortsbürgermeister oder Gamnan mit Namen La ist deren Sohn, somit ein Neffe. Durch Ajahn Ned ist er auch schon informiert, dass morgen, am Samstag, Behördengang angesagt ist. Der dritte im Bunde wird der ehemalige Gamnan Gom sein. Auch mit ihm bin ich seit mehr als 20 Jahren befreundet. All stellte ihn immer, wenn wir Freunde oder Besucher mitbrachten, als den Jägermeister vor, das Wort Bürgermeister konnte sie noch nie perfekt aussprechen. Jägermeister kann sie aber. Seltsam.
Die Ausgangssituation ist also die, dass All und meine Tochter Mi noch im Haus in Roi Et gemeldet sind, beide keinen thailändischen Personalausweis besitzen aber einen haben möchten. Es wurde nie bekannt gemacht, dass Mi durch Adoption die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hat und inzwischen verheiratet ist. Für meine beiden Frauen also gedanklich überhaupt kein Problem. Ich sehe da gewaltige Berge von Problemen. Am nächsten Morgen, also am Samstag, haben wir im Hotel dann Gesellschaft. Ned hatte die beiden anderen bereits aus Ban Nong Waeng abgeholt, und geselligkeitshalber haben sie mit uns im Restaurant gefrühstückt. Und da Thais ja über alle Zeit der Welt verfügen machen wir uns erst gegen 11 Uhr auf zum Amt. Wohlgemerkt – am Samstag.
Es ist ausgesprochen wenig Betrieb, und nachdem der Gamnan mit jemandem aus der hinteren Schreibtischreihe gesprochen hat nehmen alle am Schreibtisch einer netten jungen Frau Platz. Ich halte mich im Hintergrund, denn was sollte ich diese Zeremonie stören, und beobachte das Treiben. Nach wenigen Minuten Gespräch sehe ich Gamnan Gom zustimmend mit dem Kopf nicken und ein Papier unterschreiben, danach verlässt er den Kreis und gesellt sich zu mir.
Das zweite Kopfnicken kommt vo Gamnan La, auch er gesellt sich nach der Unterschrift zu uns mit der Botschaft, es dauere nur noch wenige Minuten. Das nette Behördenfräulein hat sich inzwischen ihrem PC zugewendet, und dann sehe ich nur noch Kopfschütteln, Tasteneingaben, Kopfschütteln, …
Bald darauf erheben sich Ned und meine beiden Frauen und kommen auf mich zu. Mir schwant nichts Gutes, aber ich wusste noch nicht was.
„Der Behördencomputer ist abgestürzt“ meint Ned. Aber das sei nicht weiter schlimm. Wir könnten ja zuerst einmal eine weitere normale Tätigkeit thailändischer Art ausüben, nämlich Essen gehen. Das Amt würde ihn dann schon informieren, wenn alles wieder laufen würde.
Heute noch hege ich den Verdacht, dass das ein geschickter Schachzug war, denn nicht nur wir hierhin Gekommenen machten uns auf den Weg zum Essen sondern auch die Büromaus. Und nun erst ging mir ein Licht auf – es war Neds Tochter, die ich schon lange nicht mehr gesehen und daher nicht erkannt hatte.
Anscheinend sind wir zumindest in Roi Et gut vernetzt. Und da gehört auch hin, daß inzwischen unser Neffe Djahn Pujai Ban in Ban Nong Waeng ist.
Wir suchen nun nicht etwa das nächstgelegene Restaurant auf, nein, es muss ein ganz spezielles sein, gut 15 min Fahrzeit weg außerhalb Roi Ets. Dafür ist es gut besucht und wir können nur mit etwas Mühe noch ausreichend Sitzplätze ergattern. Dafür ist aber die Auswahl an Speisen enorm, wir beschränken uns aber auf einige wenige ausgesuchte Meeresspezialitäten. Und das in einer Stadt, gut und gerne 800 km weg vom Meer. Gut, ich bin der Gastgeber, und ich bin ja auch ein Freund dieser Köstlichkeiten. Abgerundet mit Einwohnermeldeamt Roi Et einigen Flaschen Beer Chang und einer guten aber kleinen Flasche Mekhong lassen wir das Essen zum Festmahl werden. Pünktlich zur Rechnungsprüfung kommt dann auch der Anruf, dass der Computer wieder arbeitsbereit sei. Wenn ich mir vorstelle, dass sich hier sieben Personen satt gegessen und ausreichend getrunken haben inklusive ein wenig Beer und ein wenig Mekhong, und die Rechnung mal gerade über 1200 Baht lautete – ich würde gerne mal wieder Gungs und gebratenen Fisch essen.
Wieder zurück in den Amtsstuben geht alles Weitere recht schnell. Die Namen werden unverändert in das Tabian Ban von Korat übernommen, also auch der Mädchenname meiner Tochter, All bekommt noch ein Papier zum Ausstellen des Personalausweises, für beide konnte die Ausstellung in Korat mit unserer dortigen neuen Adresse gemacht werden.
Und somit schliessen wir den Amtsbesuch in Roi Et erfolgreich ab.
Nachzutragen bleibt, dass die Ausstellung des Personalausweises in Korat noch schneller und reibungsloser ablief, für beide. Dass in Roi Et die Seilschaften funktionieren hat uns den Behördengang zwar etwas freundlicher und vielleicht komfortabler gestaltet, doch der Ablauf ist für alle gleich, denn auch in Thailand funktioniert die Bürokratie inzwischen nach den vorhandenen Richtlinien.
Aber nun verfügt meine Tochter, welche ja eine in Thailand geborene Deutsche ist, über einen gültigen thailändischen Personalausweis.