Was ist eigentlich eine binationale Ehe? (geschrieben 1997)
Normalerweise kommt die thailändische Frau oder das thailändische Mädchen selten in die Verlegenheit, Bekanntschaft mit einem Ausländer zu schließen. Wo auch? Im Büro, im Kaufhaus, im kleinen Lädchen nebenan? Dort muß sie arbeiten kann nicht auch noch Bekanntschaften schließen, mit wem auch immer. Trotzdem ist es natürlich nicht unmöglich, denn auch in Thailand bleibt die Zeit nicht stehen, ist die Gewöhnung an den Ausländer fortgeschritten, die neue Generation ist offener und freizügiger. Und dennoch:
Wie würde man sie denn auch ansehen? Was ist falsch an ihr, dass sie keinen Thai-Ehemann finden kann? Die „gute“ Gesellschaft wird eine solche Frau mit großer Wahrscheinlichkeit mit den Prostituierten in einen Topf werfen, das ist ein ungeheurer Gesichtsverlust für die Betreffende. Nur wenige Thai-Frauen sind selbstbewußt genug, sich diesen gesellschaftlichen Vorurteilen zu stellen.
Eines ist tatsächlich außerordentlich bemerkenswert: deutsche Männer, die in der Heimat möglicherweise nicht einmal wissen, wo das nächstgelegen Bordell ist, nehmen eine 11- stündige oder noch längere Reise auf sich, um sich in einem sozusagen heißen Land mit jungen Mädchen zu vergnügen, die für ihre Dienste ebenfalls noch bezahlt werden müssen, im eigentlichen Sinne also als Prostituierte gelten müssen.
Und warum gerade dort, Warum gerade Asien? Überall geistert die Mär von der sinnlichen, anschmiegsamen und aufopferungsvollen Asiatin durch die Männerliebeswelt, und recht haben sie. Die Mädchen, deren ganzes Streben einzig danach gerichtet ist, einen Touristen zu finden, der sie für eine Zeitlang finanziell unterstützt und dabei noch möglichst nett zu ihr ist, werden alles daran setzen, dem Freund auf Zeit ein schönes, unvergessliches Erlebnis zu bereiten. Je besser eine Ware gefällt, desto eher ist man bereit, dafür Geld auszugeben. (Sorry Leute, das ist ein Vergleich, keinesfalls setze ich die Mädchen und Frauen mit einer Ware gleich.) Und beobachtet man das Spiel an den Theken und in den Bars so stellt man fest, dass es wirklich oftmals freundlicher, wärmer, fröhlicher ist, als wir Männer es uns in der Welt der käuflichen Liebe vorstellen, die wir eher das kühle, harte europäsche Arbeitsklima kennen. Hier findet Mann noch Zärtlichkeit von liebevollen Wesen, die das rechte Machoherz die harten Emanzenkämpfe leicht vergessen lassen. Und so gelten die 1 bis 3 Wochen der Lebens- und Liebeslust leicht als Maßstab für das, was man für ein ganzes Leben von eben diesem Traum erwarten möchte.
Und schnell ist man versucht, diesen Traum festzuhalten, ihn nach Hause zu transferieren, ihn ein ganzes Leben zu beanspruchen. Und gerne ist man bereit, alles, was der Verstand vielleicht noch zu sagen hat dem eigenen Wollen und Mögen unterzuordnen.
Doch oft gibt es ein böses Erwachen. Man hat einfach verdrängt, dass es einen einzigen, nur den einen, nur den alleinigen Grund gibt, weshalb diese Frau die Bekanntschaft gesucht hat: Geld. Der Gedanke an eine eventuelle künftige Sicherheit, die sie erreichen kann, ist noch gar nicht vorhanden, wenn das Kennenlernen stattfindet.
„Hello, how are you? Sit down please!” Waren das auch die Worte, die du in Benglisch (Bar-Englisch) zuerst gehört hast von ihr? Das liebe Gesicht, das nette, warme Lächeln, die zarte Figur. War das dein erster Eindruck von ihr? Wolltest du gerade sie treffen, nach einer Reise von achttausend Meilen? Irgendwann ist dir klar: genau sie, ja nur sie.
Und so nimmt man einen Platz, einen Drink, spendiert einen Drink, Irgendwann macht sie ihm klar, dass es eine kleine Auslöse kostet, wenn sie jetzt mit ihm geht. Und er wird es nicht erwarten können, wird der Bar auch noch diese kleine Summe gönnen, es ist ja für sie, für die einzige, für die es sich lohnt.
Alles was Zuhause war, ist plötzlich vergessen. Wann hat er in Deutschland seiner Freundin zuletzt eine schöne Jacke gekauft, eine Bluse, ein Eis? Hier wird ihm das fast zur Gewohnheit, denn sie hat ja nichst. Nichts zum Anziehen, nichts zu essen.
Es kommt, wie es kommen muß. Er wird sie wieder in der Bar besuchen, wieder auslösen, sie wird den Vorschlag machen, doch nicht jeden Abend dieses Geld auszugeben, denn sie kann ja ein, zwei Wochen mit ihm zusammensein.
Mann verliebt sich in das Mädchen, sie mag ihn auch ganz gern, ist einer von den netteren Kunden, die, die nicht so fürchterlich betrunken und aggressiv sind. Für ihn senkt sie sogar ihren Standardpreis.
Wieder in Deutschland zurück hält Mann den Gedanken nicht mehr aus, dass seine „Freundin“ mit anderen ins Bett geht, wenn er mal nicht da ist. Schließlich braucht sie ja Geld, das versteht er, aber nein, das macht er doch nicht mehr mit. Eines Tages unterbreitet er ihr also eine Idee, er hat sich alles gut überlegt: Sie solle mit der Bar aufhören, er würde ihr von nun an alles zahlen, was sie brauche.
Ein verlockender Gedanke, für beide. Sie will ja nicht ewig in der Bar arbeiten, träumt den Traum aller Barmädchen, den einen zu finden, den Märchenprinzen, der ihr alles gibt was sie zum Leben benötigt: Geld. Und als gute Tochter hat sie auch auch eine Verpflichtung, die Eltern zu unterstützen, und das ein Leben lang.
Und hat sich bisher alles schon tausendfach abgespielt, gibt es auch für das Weitere so etwas wie eingefahrene Rollenspiele: da gibt es das, was ich als die große Ausnahme ansehe, wo beide stark genug sind, Probleme zu erkennen, Probleme gemeinsam zu lösen. Auch wenn dieses bedingt, dass die Frau ihre traditionelle Rolle als gehorsames Kind aufgibt, nicht mehr auf die ankommenden Forderungen der Eltern eingeht oder ihnen klarmacht, dass der Märchenprinz eben auch nur ein normaler Mensch ist, der nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügt.
Und für das Andere, das Spätere, das ganz Alltägliche in Deutschland, dafür nehme ich mir später Zeit zu formulieren, ist es doch das, was sich wie ein Faden durch das Leben zieht. Der Alltag ist wieder da mit all seinen Schwierigkeiten, die Kommunikation fehlt, die Freundinnen fehlen, das Klima fehlt, das Geld wird knapp, denn jetzt muß man plötzlich auch an Miete denken, kein Hotelgeist, der das Frühstück serviert, kein Strand, an dem man eine kleine Mahlzeit kommen lässt, kein Mann, der den ganzen Tag nur für sie da ist.
Es ist kalt in Deutschland. Das Klima, die Menschen, der Alltag.
Fühlen Sie sich vielleicht provoziert? Ja, ich weiß.